Landeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ 2022

Bild: Anke Schirocki, LWK NRW

Der Landesverband der Gartenbauvereine ist seit vielen Jahren in der Bewertungskommission des Landeswettbewerbs von „Unser Dorf hat Zukunft“ vertreten. Nachdem die Ergebnisse der Kreiswettbewerbe im Frühjahr 2022 vorlagen, standen Ende August und Anfang September die Bereisung der Gewinnerdörfer auf Landesebene auf dem Programm. In zwei Gruppen fuhr die Kommission durch die Landesteile Rheinland und Westfalen-Lippe.
Für die Geschäftsführerin des Landesverbandes der Gartenbauvereine war es das erste Mal, dass sie diese ehrenvolle Aufgabe für den Bereich „Wertschätzender Umgang mit Umwelt und Natur“ in Westfalen übernehmen durfte. Schon allein die Bezeichnung der grünen Fachsparte macht deutlich, dass es nicht um den hübschesten Blumenschmuck und gepflegte unkrautfreie Bürgersteige und Plätze, sondern viel mehr um den dorftypischen Charakter der Bepflanzung, sowie Biodiversität und Klimaresilienz geht.
Welche Wertschätzung erhalten die altehrwürdigen Linden und Eichen, wird der alte Obstbestand sachgerecht gepflegt und ergänzt? Wie sind Friedhöfe, Sportstätten und neue Baugebiete begrünt? Wie ist der Versiegelungsgrad der Flächen und gibt es Biotope und Initiativen zum Artenschutz? Das sind einige der Bewertungskriterien für den grünen Bereich. Auch ein Blick über den Gartenzaun ist gewünscht: gibt es Gemüsegärten, begrünte Mauern und Fassaden, Buchen- und Eibenhecken oder dominieren in den Privatgärten Plastikzäune, Lebensbäume und Schotterwüsten?
Viele Aspekte sind zu beachten und man muss konzentriert und aufmerksam durch das Dorf gehen, denn als Jurymitglied kann man nur das beurteilen, was man sieht und was von der Dorfgemeinschaft präsentiert wird. Je nach Einwohnerzahl haben die Dörfer hierfür 90 bis 120 Minuten Zeit und oftmals ist das ganze Dorf auf den Beinen. Von den Kindergarten- und Grundschulkindern über Landfrauen, Sportvereine und Schützenbrüder bis zum Spielmannszug. Auch baulich gab es eine Menge zu bestaunen: von der historischen Schmiede bis zum Waschplatz am Bach, von der historischen Burg bis zu modernen Open-Mind-Places.

In manch einem Dorf war die Kommission schier überwältigt von der Anzahl der Dörflerinnen und Dörflern, die erwartungsvoll ihrer Präsentation entgegenfieberten und bereit waren, alles zu geben. Es wurde musiziert, getanzt, geschwommen, gedroschen und yogiert. Sogar Frau Holle und das Christkind waren dabei, ein Jugendmeister im Bogenschießen sowie ein zahmes Huhn, dass die Jury beim Gang durch das Dorf begleitete.
Neben den sozialen und kulturellen Aspekten im dörflichen Leben wird auch die Weiter-entwicklung der Infrastruktur wie Energie- und Nahversorgung, Digitalisierung und Mobilität in die Bewertung mit einbezogen. Die Bewertungskommission beurteilt hierfür die Bereiche Ziel- und Konzeptentwicklung für wirtschaftliche Initiativen und Verbesserung der Infrastruktur, soziales und kulturelles Leben, wertschätzender Umgang mit der Baukultur sowie den Gesamteindruck.
Entsprechend dieser Bewertungskriterien war die Bewertungskommission mit Experten aus den verschiedenen Bewertungsbereichen besetzt. Einige Fachleute sind schon seit Jahren bei den Bereisungen dabei, so dass sich Neulinge wie ich schnell in die Vorgehensweise vor Ort einarbeiten konnten. Alles in allem eine ereignisreiche, interessante und intensive Reise durch Nordrhein-Westfalen, bei der es viele lebens- und liebenswerte Orte kennenzulernen gibt.
Die Sieger des Landeswettbewerbes wurden am 11. September auf dem Bauernmarkt im Versuchs- und Bildungszentrum der Landwirtschaftskammer Haus Düsse in Bad Sassendorf vorgestellt, die offizielle Preisverleihung erfolgte Anfang November.