„Fake News“, also falsche oder irreführende Nachrichten, gibt es mittlerweile überall – warum nicht auch im Garten?! Denken wir da nur an die Hinweise auf den Samentüten oder in Gartenprospekten, die oftmals viel versprechen, aber immer wieder für Enttäuschungen sorgen, wenn die Blütenpracht ausbleibt oder der Geschmack und die Größe der Früchte zu wünschen übrig lässt. In den folgenden Zeilen soll es allerdings weniger um „Fake News“ als um „Fake Oldies“ gehen; soll heißen, dass Garteninformationen, auch wenn sie überall immer wieder erwähnt werden, nicht richtig sein müssen. Jeder kennt z.B. die Sache mit dem anscheinend hohen Eisengehalt des Spinats, der sich schließlich als bloßer Kommafehler entpuppte, aber jahrzehntelang als Tatsache dargestellt wurde.
Diese Fehlinformationen sind natürlich kein Phänomen der heutigen Zeit. Schon vor über 100 Jahren gab es Irrtümer oder Falsch-Auskünfte, wie zum Beispiel in dem Buch „Der Küchen- und Blumengarten für Hausfrauen“ von Henriette Davidis in der Ausgabe von 1880. Es war seinerzeit eines der gebräuchlichsten Gartenbücher. Darin steht unter der Kategorie Schädlinge: Regenwurm. Es wurde genau erläutert, mit welchen Methoden er zu vernichten sei. Heute wissen wir, dass genau das Gegenteil der Fall ist: der Regenwurm ist ein wichtiger Helfer im Garten! Lange hielt sich auch die irrige Meinung, dass durch das Zerteilen eines Regenwurms zwei neue Individuen entstünden. Heute wissen wir, dass höchstens der Teil mit dem Kopf eine Chance auf Weiterleben hat. Wie viele Gärtner haben wohl aufgrund dieses Unsinns und im guten Glauben diese nützlichen Tiere getötet!?
Ein weiteres Beispiel ist die Vermeidung des Befalls durch die Möhrenfliege mittels Mischkultur mit Zwiebeln. Der Schreiber dieser Zeilen hat da völlig andere Erfahrungen gemacht: er hat im Zeitraum von mehreren Jahren zwischen die Möhren Steckzwiebeln, Saatzwiebeln, Schnittlauch und Knoblauch gesät bzw. gepflanzt. Ergebnis: Null-Wirkung! Eine Möhre, die sogar zwischen zwei Zwiebeln wuchs, war genauso befallen wie die anderen Möhren. Im Handel werden zudem Möhrensorten beworben, die nicht von der Möhrenfliege befallen werden sollen. Eine gewisse Wirkung konnte festgestellt werden, wenn die Möhren mit keinerlei weiteren Doldengewächsen auf einem Beet standen. Sobald allerdings verwandte Pflanzen wie Fenchel, Dill oder auch Pastinaken in der Nachbarschaft wuchsen, ergab sich der übliche Schädlingsbefall. Die wirklich wirksame Methode, Schäden durch die Möhrenfliege zu vermeiden, ist das Insektenschutznetz, das den Besuch der Fliege konkret verhindert. Auch die immer wieder empfohlene „Duft Verwirrung" der Schädlinge darf keine übertriebenen Hoffnungen wecken. Beispiel: Radieschen, die zwischen Tomatenpflanzen (die bekannterweise stark duften) im Gewächshaus (!) ausgesät wurden und weit von Fenster bzw. Tür entfernt wuchsen, waren bei der Ernte genauso von der Kleinen Kohlfliege vermadet wie die Radieschen draußen auf dem Beet. Was ja eigentlich auch logisch ist: der Schädling musste in Urzeiten, als seine Wirtspflanzen nur hier und da mal vorhanden waren und zwischen völlig anderen Pflanzen wuchsen, auch zurechtkommen. Warum dann nicht heute?
Immer wieder ist auch zu lesen, dass man Pastinaken, da sie frostfest wären, im Winter auf dem Beet belassen und nur bei Bedarf ausgraben könne. Vom Grunde her auch komplett richtig – obwohl die Qualität mit der Zeit nachlässt. Allerdings funktioniert es nur, wenn man einen mäusefreien Garten sein Eigen nennen kann. Da im Winter das Futterangebot für die Nager knapp ist, nehmen sie gerne die im Boden angebotenen Pastinaken. Ein harmloseres Beispiel für „Fake Oldies“ ist die Aussaat von Basilikum. Auf den Saattüten und in vielen Gartenbüchern kann man immer wieder lesen: „Lichtkeimer“. Der Samen würde also nur keimen, wenn er Lichtreize erhielte, also nicht bedeckt würde. Ein Versuch allerdings, wobei der Basilikumsamen einmal mit einer Schicht aus feinem Sand, einmal mit dunkler Kokoserde bedeckt und einmal dem Licht (nur mit einer durchsichtigen Folie gegen das Austrocknen versehen) ausgesetzt wurde, ergab, dass die Keimung in allen Varianten die gleiche war: von 30 gesäten Körnern kamen 25 heraus. Was aus der Sicht der Pflanze auch wieder logisch ist: warum sollen von ihr ausschließlich die Samen keimen, die nicht von einem Medium bedeckt wurden? Also nicht immer durch den Hinweis „Lichtkeimer“ abschrecken lassen, einfach mal ausprobieren!
Genau das nämlich macht den Reiz des Hobbys Garten aus: Dort ist man sein eigener Herr und kann experimentieren, wie man möchte und sollte nicht stur allem glauben, was man sieht, hört oder liest. Auch nicht dem gerade Gelesenem; wer gute Erfahrungen mit der Mischkultur Möhren / Zwiebeln gemacht hat, hat natürlich auch recht – jeder Garten hat sein eigenes Kleinklima und seine speziellen Eigenarten und jeder Hobbygärtner hat einen Daumen, der mal mehr und mal weniger grün ist.