Landesgartenschau: So klappte es mit den Kartoffeln

Als wir im vergangenen Frühjahr gemeinsam mit dem Landesverband der Kleingärtner Westfalen und Lippe unseren Obst- und Gemüsegarten geplant hatten, war uns ein Aspekt besonders wichtig: praxistaugliche und einfache Anbausysteme für den Haus- und Kleingarten nach den Prinzipien der Permakultur vorzustellen. Und obwohl uns für den Anbau von Obst- und Gemüse im Urbanen Waldgarten nur ca. 200 m² zur Verfügung stehen, und auch die Bodenverhältnisse alles andere als optimal sind, wollten wir auf den Anbau von Kartoffeln keinesfalls verzichten. Daher haben wir unsere Kartoffeln in Laub-Stroh-Mulch-Beeten sowie in Türmen angebaut. Am 20. April, dem offiziellen Eröffnungstag der Landesgartenschau, wurden die Pflanzkartoffeln, allesamt historische Sorten und Raritäten, in das Mischkulturbeet mit Bohnen gelegt. Jeweils sechs Kartoffeln der Sorten „Ungarische Schwarze“ und „Franceline“ wurden neben eine Reihe Puffbohne in ca. 10 cm tiefe Rillen gelegt. Die Sorten „Angeliter Tannenzapfen“ und „Bamberger Krumbeere“ kamen in die zweite Reihe direkt unter das Gerüst für die Stangenbohnen.  Nachdem dann Mitte Mai auch die vorgezogenen Stangenbohnen, insgesamt acht teilweise historische regionale Sorten, an die Bohnenstangen gepflanzt waren, wurden auch die Kartoffelbeete gedämmt. Und zwar nicht mit Erde – dafür reichte das Bodenmaterial nicht aus – sondern mit einem Gemisch aus Buchenlaub und Stroh.

Die Kartoffeltürme sind das zweite Anbauverfahren, das in unserem Obst- und Gemüsegarten auf der Landesgartenschau für Interesse sorgt. Mitte Mai hatten wir aus Kaninchendraht, Bambusstäben, Hochbeeterde und Stroh einfache Kartoffeltürme gebaut, in die an der Basis je nach Durchmesser des Drahtkorbes ein bis zwei Pflanzkartoffeln der Sorten „Russische Schwarze“ und „Weinberger Schloßkipfler“ ca. 10 cm tief in Hochbeeterde gelegt wurden. Das Stroh verhindert, dass die Erde durch das Drahtgeflecht rieselt und kann auch als Mulch benutzt werden. Nach dem Erscheinen der Laubblätter wurde ab Juni immer wieder Hochbeeterde auf die Kartoffelpflanzen geschüttet und zwar so lange, bis die Türme voll waren. Zum Abschluss kam noch eine Lage Stroh auf die Kartoffeln. Dann konnte sich das Laub auch oberirdisch entwickeln. Durch das Aufschütten von Erde verlängern sich Kartoffeltriebe und es bilden sich mehrere Etagen von Seitenwurzeln, die jeweils Kartoffelknollen ansetzen. Das Prinzip funktioniert auch, wenn man Gartenerde oder abgelagerten Kompost aufschüttet, aber beides stand uns auf der Landesgartenschau nicht zur Verfügung, so dass wir auf Sackware zurückgreifen mussten.

Am 19. August war es dann so weit, mit Hilfe von Tina und Fiona, die den Urbanen Waldgarten als studentische Hilfskräfte der UBI betreuen, wurden die mittelfrühen Sorten geerntet. Mit großer Spannung haben wir im Stroh-Mulch-Beet die Grabegabel angesetzt und gebuddelt. Auch wenn die „Schwarze Ungarin“ mit ihrer blauen bis leicht violetten Schale im Erdreich schwer zu erkennen war, waren wir doch überrascht, dass mit sechs Pflanzkartoffeln ein ganzer Erntekorb gefüllt werden konnte.

Auch bei den Kartoffeltürmen hat uns die Erntemenge überrascht! Da wir vor Ort keine Waage haben, schätzen wir den Ertrag aus zwei Pflanzkartoffeln der „Weinberger Schlosskipfler“ auf ca. vier Kilo. Die „Russische Schwarze“ war nicht ganz so ertragreich, aber eine Besucherin hat sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen und uns gegen eine Spende den größten Teil der Erntemenge abgenommen. Sie wollte unbedingt mal schwarze Kartoffeln probieren.

Unser Kartoffelexperiment im Turm ist also durchaus als Anbaumethode für den kleinen Garten zu empfehlen. Wir hatten übrigens im Frühjahr auch eine Pflanzkartoffel in einen (Kunststoff)- Sack mit Hochbeeterde gesteckt. Um Staunässe zu vermeiden, hatten wir unten eine Drainageschicht aus Dachsubstrat eingebaut. Aber der Ertrag aus dem Kartoffelsack war eher bescheiden. Das Substrat war einfach zu trocken, was man ihm von außen nicht angesehen hat. Fazit: die Wasserführung ist in einem Kartoffelsack oder -eimer aus Kunststoff eher schwierig. Im Kartoffelturm hingegen kann man großzügig gießen, ohne Staunässe zu befürchten, weil das Wasser nach unten abfließen kann. Aber er trocknet auch schneller aus, damit gab es in diesem eher feuchten Sommer allerdings weniger Probleme.