Kaum sind die letzten Rasenmäher in den Winterschlaf geschickt worden, steigt der Lärmpegel in den Gärten und auf den Straßen wieder an. Wenn mit tosenden Laubbläsern und -saugern auch dem letzten herabgefallenen Blättchen hinterhergejagt wird, hat das im öffentlichen Raum durchaus seine Berechtigung. Schließlich müssen Gehwege und Gossen von rutschigem Laub befreit werden. In den privaten Gärten kann man diese Ordnungswut durchaus in Frage stellen und den Herbst etwas gelassener angehen.
„Einfach mal alles stehen und liegen lassen“ – wer wünscht sich das nicht? Zum Glück spricht es sich mittlerweile herum, dass man die abgestorbenen Pflanzenreste im Staudenbeet erst im zeitigen Frühjahr zurückschneidet. Trockene Blütenstände geben dem Garten auch in den Wintermonaten Struktur, die Vögel können die letzten Samen aus den Blütenständen picken und Insekten finden in den hohlen Stängeln ein kuscheliges Winterquartier.
Auch das herabgefallene Laub spielt im Kreislauf der Natur eine tragende Rolle. Oder haben Sie schon mal beobachtet, dass der Förster den Wald kehrt, das Laub zur Kompostierungsanlage fährt und dann im Wald mit Blaukorn düngt? Die kluge Gärtnerin und der schlaue Gärtner orientieren sich an der Natur und lassen die bunten Blätter auf den Rabatten und unter den Gehölzen liegen, um den Boden und die Pflanzen vor starkem Frost und fiesen Ostwinden zu schützen. Auch Insekten und vor allem die Bodenlebewesen profitieren von einer schützenden Laubschicht. Lediglich auf den Wegen und auf den Rasenflächen sollte das Laub entfernen werden, damit niemand ausrutscht und das Gras nicht erstickt. Nimmt man das Laub mit dem Rasenmäher von den Rasenflächen auf, schlägt man quasi zwei Fliegen mit einer Klappe: der Rasen erhält den letzten Schnitt und das Laub gehäckselt. Das ist ein Super-Mulchmaterial, das im Frühjahr nicht durch den Garten weht.
An dieser Stelle kommt dann häufig der Einwand – „Ja, aber was ist mit dem Eichen- und Walnusslaub? Das verrottet doch nicht“. Das stimmt nicht ganz, es verrottet schon, aber viel langsamer. Die darin enthaltenen Gerbstoffe machen das Laub „sauer“ – und somit bestens geeignet für säureliebende Pflanzen wie Rhododendren und Heidelbeeren. Mit dem Rasenmäher zerkleinert, als Laubkompost oder mit effektiven Mikroorganismen versetzen und luftdicht zu einem sogenannten Laubbokashi fermentieren, kann aus Eichen- und Walnusslaub ein wunderbares Mulchmaterial für Hortensien, Rhododren und andere Moorbeetpflanzen entstehen – und auf Torf verzichtet werden. Das nennt man nachhaltig gärtnern! In diesem Sinne: lassen Sie es ruhig angehen und genießen Sie den Herbst in all seiner Pracht.