Ganz ehrlich: wenn ich im Jahr 2024 mit dem Gärtnern begonnen hätte, würde ich mich ernsthaft fragen, wer denn bitte schön Spaß an so einem Hobby haben kann! Nicht nur einmal habe ich 2024 Zeit, Energie und Geld eingesetzt und hatte den Ernteerfolg: nichts! Aber zum Glück bin ich ja kein Anfänger und kann deshalb mit diesem Ausnahmejahr einigermaßen meinen Frieden schließen. Natürlich gab es Tage, an denen ich (vorsichtig ausgedrückt) nicht so gut drauf war, da diverse tierische Gegenspieler Tag für Tag ihren Hunger ausgerechnet in meinem Garten gestillt haben. Geärgert hat mich zum Beispiel die Stachelbeerblattwespe, die innerhalb von einer guten Woche die meisten meiner Johannisbeer- und Stachelbeersträucher entlaubt hat. Mäuse im Gewächshaus bissen die Paprikafrüchte an, die dann binnen kurzer Zeit Grauschimmel bekamen und abstarben. Als wäre das noch nicht genug, sorgte die hohe Feuchtigkeit dafür, dass die Kartoffeln Krautfäule bekamen und meine Herbstzeitlosen im Boden verfaulten. Die gefräßigsten Mitesser im Garten dürfen bei dieser Aufzählung natürlich nicht fehlen: die Schnecken!
2024 – das Schneckenjahr schlechthin. Mittlerweile beackere ich meinen Garten über 50 Jahre; aber so eine Schneckenplage hatte ich, wie viele andere Hobbygärtner, noch nie. Seit letztem Jahr finden wir sogar Weinbergschnecken, die zwar unter Naturschutz stehen, aber trotzdem unsere Funkien sehr mochten; da kann man eben nur die Faust in der Tasche machen… Hauptsächlich nervte uns aber die Spanische Wegschnecke. Ob Dicke Bohnen (vier Reihen gesät – keine Ernte), Salat (bis zu zwölf Schnecken an einem Kopf), Dill (mehrere Male gesät – keine Pflanze hat überlebt), Spinat (vier Reihen gesät – keine Ernte) oder Rhabarber (die Blätter waren dermaßen zerfressen, dass die Pflanze kaum erntebare Stängel bekam) – es war schon manchmal ein Trauerspiel. Diese unschönen Erfahrungen haben sogar dafür gesorgt, dass ich meinen Schwur gebrochen habe, niemals Schneckenkorn in meinen Garten zu verwenden. Diese Körnchen (Inhaltsstoff: Eisen-III-Phosphat) haben dafür gesorgt, dass ich zumindest eine normale Buschbohnen- und Feldsalaternte hatte. Aber sogar dieser Schneckenkorn-Einsatz konnte nicht signifikant die Anzahl der eingesammelten Schnecken verringern. Meine Kohlpflanzen habe ich erfolgreich mit Schneckenkragen geschützt; dabei jedoch übersehen, dass die Gefahr auch aus der Luft kommen kann: die Maden der Kohlfliege ermordeten die Hälfte meiner Brokkolipflanzen und die Raupen sowohl des Kleinen als auch des großen Kohlweißlings ernährten sich munter von den restlichen Kohlpflanzen. (Merken für’s nächste Jahr: mit einem Insektenschutznetz wäre das nicht passiert!)
Bereits früh im Jahr merkte ich, dass ungewöhnlich viel Schneckenfraß im Garten zu sehen war. Wie üblich, legte ich Bretter und Dachziegel aus, die ich feucht hielt und regelmäßig kontrollierte, da solche dunklen Stellen gerne von den Schleimern als Deckung angenommen werden. Spaßeshalber habe ich begonnen zu zählen, wie viele Schnecken denn so einem Tag in meinen Sammeleimer wandern; es waren erstaunlich viele! Deshalb habe ich dann in dem gesamten Jahr bei jeder einzelnen Sammelaktion mitgezählt und kam bis zum Herbst auf sage und schreibe über 10.600 Stück – alleine in meinem 300qm großen Gemüsegarten! Von den erwischten Schleimern hat natürlich keine überlebt – sie starben einen raschen Tod im heißen Wasser. Manchmal kann man lesen, dass man sie zwar einsammeln, dann aber in der freien Natur oder im Wald aussetzen sollte. Wenn ich mir nun vorstelle, dass tatsächlich Hobbygärtner ihre Schneckensammlungen in Feld und Flur freilassen, dann habe ich schon meine Bedenken, da viele Fressfeinde der Schnecken, wie Igel oder Amsel, oftmals einen Bogen um die Spanische Wegschnecke machen. Soll heißen: durch solch eine Aussetzaktion bevölkern plötzlich hunderttausende (wenn ich meine Sammlungen einmal hochrechne) „neue“ Fraßschädlinge das betreffende Biotop. Fällt das wirklich noch unter natur- bzw. umweltfreundlich? Es ist doch eher ein Handeln nach dem St. Floriansprinzip: also das Problem nicht lösen, sondern nur verschieben! So – jetzt aber genug der schlechten Nachrichten. Schließlich hatte das Gartenjahr auch echt schöne Seiten.
Erstaunlich war, dass trotz der feuchten Witterung kaum Mücken lästig wurden. Auch Wespen waren Mangelware. Weder an den Pflaumen noch an den Äpfeln waren sie bei uns zu finden. Allerdings hatten wir in unserer Dachgaube ein Wespennest, dessen Bewohner immer mal wieder neugierig im Haus herumflogen. Was mir gut gefiel: das Gießen war im Sommer nicht meine Hauptbeschäftigung, da Regentage den Boden mehr als feucht hielten. Aus dem Grunde sind meine neuen Rhabarberpflanzen richtig gut angewachsen; was eventuell auch daran liegen kann, dass ich das großzügig bemessene Pflanzloch komplett mit Kompost gefüllt hatte, da Rhabarber erfahrungsgemäß immer Hunger hat.
Wenn ich auch aus den oben erwähnten Gründen bei einigen Gemüsearten Pech hatte, war die Markerbsenernte erfreulich gut. Die alte Sorte „Wunder von Kelvedon“ und mein Rest-Saatgut von „Maxigold“ (leider habe ich sie, obwohl sie äußerst ertragreich ist, nicht mehr im Handel gefunden; deshalb habe ich natürlich einiges reif werden ließ, um Saatgut für’s Folgejahr zu haben) haben einige Schüsseln gefüllt, obwohl ein bis zwei Wildtauben ebenfalls mitgeerntet haben. Begeistert war ich vom „Neuseeländer Spinat“, der durch seinen Geschmack und die lange Erntezeit überzeugte (mehr Informationen dazu in einer meiner nächsten Kolumnen). Die Gurkensorte „Diamant F1“ hat mich, wie im Vorjahr, nicht enttäuscht. Da sie gegen etliche Krankheiten resistent ist, hat sie problemlos die feuchte Witterung überstanden und mir über 30 Essiggurkengläser für die Winterzeit beschert. Daneben haben wir die größer gewordenen Gurken als Salat essen können. Auch die recht mehltaufeste Zucchinisorte „Mastil F1“ hielt, was sie versprach. Sogar eine versteckte Frucht, die ordentliche Dimensionen angenommen hatte, war noch superzart und hat gut geschmeckt. Das Gewächshaus hat das Basilikum, die Paprika und besonders die Tomaten hervorragend vor der übermäßigen Nässe des Jahres geschützt, so dass die Ernten bis zum ersten Frost im November möglich waren. Sowohl die Tomaten „Golden Pearl F1“, „Philovita F1“, „Montserrat“ und „Picolino F1“ als auch die Paprika „Atris F1“, „Bendigo“, „Golda Hybrid F1“ sowie eine unbekannte Sorte, deren Samen ich bekommen hatte, haben gezeigt, dass im Gewächshaus auch bei schlechten Außenbedingungen eine gute Ernte leicht möglich ist. Die Chilisorte „Lila Luzi“, die auf der Terrasse im Kübel stand, hat uns mit ihren bunten Schoten viel Freude gemacht, obwohl die Schnecken die Jungpflanze kurzzeitig entblättert hatten. Die Haselnuss „Wunder von Bollweiler“ hat in den 20 Jahren bei uns regelmäßig gute Ernten gebracht – so auch in 2024. Ihre Nüsse sind nicht nur groß, sondern auch geschmacklich wesentlich besser als die normalen Haselnüsse. Leicht angeröstet waren sie bei unserer Weihnachtsbäckerei der absolute Hit. Ausgezahlt hat sich auch in diesem Jahr der Wechsel zur Feldsalatsorte „Elan“. Die Pflanzen blieben die gesamte Erntezeit über mehltaufrei, was ich in den vergangenen Jahren von anderen angepriesenen Sorten leider nicht erlebt habe.
Ein besonderer Hingucker war ein Gestell aus Bohnenstangen und dickeren Ästen, an dem etliche außergewöhnliche Stangenbohnen mit ihren teils bunten Blüten rankten; die dazwischen wuchernden Prunkwinden mit ihren edlen, dunkelblauen Trichterblüten sorgten für einen zusätzlichen Leuchteffekt. Da wir Hobbygärtner zum Glück nicht verhungern, wenn die Ernten aus diversen Gründen schlecht sind oder sogar ausfallen, ist solch ein negatives Ausnahmejahr zwar ärgerlich aber keine Katastrophe. Gehen wir also hoffnungsfroh ins neue Gartenjahr 2025, probieren neue Sorten aus und freuen uns über alles, was gelingt!
Text und Bilder: Manfred Kotters