Vortrag beim Verein der Gartenfreunde Lembeck

„Rettet den Vorgarten – artenreich und pflegeleicht statt Beton und Schotter“ -zu diesem hochaktuellen Thema referierte auf Einladung des Vereins der Gartenfreunde Lembeck die Geschäftsführerin des Landesverbands der Gartenbauvereine NRW e.V. Frau Dr. Petra Bloom am 7. November im Pfarrheim St. Laurentius Lembeck. Den zahlreich erschienenen Zuhörerinnen und Zuhörern erklärte sie gleich am Anfang, dass es unlogisch sei, von „Schottergärten“ zu sprechen, da diese Gebilde rein gar nichts mit Gartenkultur zu tun hätten. Deswegen weigerte sie sich auch konsequent, dieses Wort in den Mund zu nehmen und sprach stattdessen nur von „Schotterwüsten“.

Diese Weigerung begründete sie ausführlich mit überzeugenden Argumenten. So verstärken die Stein- und Schotterwüsten die negativen Auswirkungen des Klimawandels wie Starkregen und Trockenheit. Sie werden extrem heiß – bis zu 50 Grad sind ohne weiteres möglich – und kühlen auch nachts kaum ab. Zudem sind sie alles andere als pflegeleicht. Denn nach dem Motto „Alles Gute kommt von oben“ sammeln sich Staub und Flugsamen in diesen Wüsten und es kommt zur Selbstaussaat von Beikräutern, die dann wieder mühsam entfernt werden müssen. Außerdem wird jedes gesunde Bodenleben unterdrückt und von Artenvielfalt kann erst recht nicht die Rede sein. Dabei ist genau das in der heutigen Zeit dringend notwendig, da allein in NRW in den letzten 30 Jahren ein Rückgang der Fluginsekten von bis zu 80 % zu verzeichnen ist. Klar ist auch: Je mehr Versiegelung, desto weniger Lebensraum für Insekten und letztlich auch für Vögel.

Zum Thema Versiegelung gehören auch die oft unnötig großen Pflasterflächen, die zum Beispiel durch Pflanzbeete aufgelockert und entsiegelt werden können. Frau Bloom betonte, dass uns der Klimawandel zum Umdenken und Handeln auffordert, das heißt mehr Grün, mehr Blüten, mehr Entsiegelung, mehr Humusaufbau und Bodenleben!

Wie ist all das ohne allzu viel Arbeit und Aufwand, also „pflegeleicht“ möglich? Die Antwort der Referentin: Mit mehr Gelassenheit gärtnern und klug pflanzen! Sie ging dabei vom Grundsatz aus, dass man nicht gegen die Natur arbeiten, sondern von der Natur lernen solle: So will der Boden mit einer Pflanzendecke bedeckt sein – und die Natur kennt keine Abfälle, das heißt, Laub und Pflanzenreste sollte man liegen lassen und dadurch eine Mulchdecke entstehen lassen. Um das wünschenswerte Ziel eines pflegeleichten und artenreichen Vorgartens zu erreichen, sollte man als erstes die Standortfaktoren wie Bodenbeschaffenheit, Besonnung und Feuchtigkeit beachten und als zweites standortgerechte Pflanzen auswählen, wie zum Beispiel Struktur gebende Gehölze, Hausbäume, Kletter- und Heckenpflanzen, Blühstauden und Bodendecker. Zudem sollte man nach Möglichkeit verschiedene Blühtermine beachten, damit immer Futterquellen für Insekten vorhanden sind, wobei die ungefüllten Blüten am meisten Pollen und Nektar liefern. Stauden sollten dicht gepflanzt werden, damit der Boden schnell bedeckt ist.

Generell machen Bodendecker den Vorgarten pflegeleicht, da sie Wildkraut unterdrücken, Verdunstung vermindern und natürliche Laubschlucker sind. Sie erfordern wenig Jätearbeit, kein Umgraben, meistens nur einen Rückschnitt pro Jahr und bieten wichtigen Lebensraum für Nützlinge. Bei den Stauden gibt es übrigens wahre Trockenkünstler wie zum Beispiel Johanneskraut, Besenginster und mediterrane Kräuter.

Auf diesem Foto vor dem Kötterhaus im Kreislehrgarten in Steinfurt sieht man ein sogenanntes Kiesbeet, das als einziges Beet im gesamten Lehrgarten nicht bewässert wird. Ein Kiesbeet ist nicht zu verwechseln mit einem sogenannten „Schottergarten“, da die feinkörnige Zusammensetzung des Sand-Kiesgemisches (0/32 mm) eine Bewurzelung problemlos möglich macht. Wenn man diese Vorgaben beachtet, steht dem Erfolg nichts mehr im Wege. Deswegen schloss Frau Bloom ihren Vortrag auch mit der Aufforderung: „Los geht’s!“

Text: Ludwig Drüing, Verein der Gartenfreunde Lembeck