Augen auf beim Pflanzenkauf

Wer kennt das nicht? Während der Gartensaison stehen in den Discountern jede Menge Pflanzen zum Verkauf – teilweise zu unschlagbar günstigen Preisen! Das Sortiment ist Standard: Im Januar warten Primeln und Hornveilchen und ab April Geranien, Petunien und Fuchsien auf Käufer, später Büsche, kleine Obstbäume, Lavendel und Astern, dazu gibt es je nach Saison Dahlienknollen und diverse Zwiebeln und im Herbst Tulpen und Narzissen.

Am Montag wird ein guter Teil der Gewächse verkauft. Am Dienstag ist das Interesse der Kunden schon merklich kleiner geworden. Und am Mittwoch stehen die übrig Gebliebenen traurig im Regal und lassen die Köpfe hängen. Sie haben keine Chance mehr, ein neues Zuhause zu finden. Denn im Discounter werden sie weder gegossen noch sonstwie gepflegt.
Mir tun diese letzten Mohikaner immer sehr leid, denn sie können schließlich nichts für ihr trauriges Schicksal. Manchmal versuchen die Verkäufer noch, durch radikal reduzierte Preise die Ladenhüter loszuwerden. Aber oft versagt auch dieses Mittel.

Ich habe die Belegschaft im Diskounter des Öfteren darauf angesprochen, dass man Pflanzen auch gießen muss. Ich bekomme dann nur abweisende Blicke: „Das dürfen wir nicht.“ Oder: „Wir haben gar keine Möglichkeit zum Gießen.“ Selbst in nagelneuen Discountern wird keine Infrastruktur für die Blumenpflege geschaffen. Auf meine Kritik daran bekomme ich manchmal die ernüchternde Antwort: „Es ist billiger, die vertrockneten Pflanzen zu entsorgen statt sie regelmäßig zu gießen.“

Was für eine Einstellung! Pflanzen sind auch Lebewesen, die gehegt und gepflegt werden müssen und ebenfalls Liebe brauchen. Jemand hat sie ausgesät oder vermehrt, eingetopft, gegossen, gedüngt, mit Licht und Wärme versorgt, umgetopft, zum Transport verpackt und schließlich zum Laden gebracht. Viel Aufwand, um dann im Grünabfall zu landen? Oft bringe ich es nicht übers Herz und kaufe einfach die traurigen Reste auf, um sie bei mir zuhause wieder aufzupäppeln und auszupflanzen, was mir allerdings manchesmal nicht gelingt, weil die Pflanzen schon zu schwach und ausgezehrt waren. Ich habe dann im Laden nachgefragt, ob ich die eingegangenen Gewächse am nächsten Tag wieder zurück bringen könne. Schließlich werben die Discounter mit einer umfassenden Umtauschgarantie bei fehlerhafter Ware. Ich habe nur einen spöttischen Blick geerntet: „Wir sind ein Discounter und keine Gärtnerei.“

In der Tat, von einer Gärtnerei ist ein Discounter meilenweit entfernt. Aber warum verkaufet man dort dann Pflanzen? Hauptsache der Euro rollt. Alles andere interessiert nur am Rande.

Glosse von Klaus Fischer, Soest
Bilder: pixabay