Steinfurter Gartentage 2025 – ein Rückblick von Manfred Kotters

Wenn man früher bei dieser prall mit Garteninformationen gefüllten Informationswoche mitmachen wollte, musste man schnell sein, da die Teilnehmerzahl auf 45 begrenzt war und die Zulassung in der Reihenfolge der Anmeldungen erfolgte (diese Bedingungen gelten im Übrigen immer noch). Heute hat man größere Chancen teilzunehmen, da Einzeltage gebucht werden können und dadurch die Teilnehmerzahl flexibel ist. Man schaut also auf das Programm, wählt aus, was interessant erscheint und entscheidet sich dann, ob man an der gesamten Woche oder nur an bestimmten Tagen teilnehmen möchte. Für meine Frau und für mich heißt das schon seit vielen Jahren: die gesamte Woche, da sogar vermeintliche Nebenthemen immer wieder erstaunliche Informationen bringen und die zur Verfügung stehenden Urlaubstage kaum besser zum Ausbrechen aus dem Alltag genutzt werden können.

Dieses Angebot für frisch gebackene oder auch erfahrene Hobbygärtner gibt’s bereits seit 60 Jahren und ist einmalig im Land. Optimal ist die Kombination aus fachlich versierten Referenten und dem weitläufigen Kreislehrgarten mit dem sortenreichen Obstquartier und den unterschiedlichsten Blumenbeeten sowie dem darin befindlichen Seminarraum „Kötterhaus“. Was gerade noch anhand von Bildern in der Theorie vorgestellt wurde, kann fünf Minuten später draußen „live“ erlebt oder ausprobiert werden. Doch nicht nur das, was die Referenten vortragen, erweitert das Gartenwissen, sondern auch zwischen den Seminarteilnehmern findet ein stetiger Wissensaustausch statt, da jeder zu Hause seine eigenen Erfahrungen im Garten gemacht hat.

Diese Art der kontinuierlichen Wissensvermittlung erlebten wir vom 5. – 9. Mai auch in diesem Jahr. Der Landesverband der Gartenbauvereine NRW hatte mit Unterstützung der Verantwortlichen des Steinfurter Kreislehrgartens wieder ein sehr ansprechendes Programm mit jeweiligen Thementagen, an denen thematisch verwandte Bereiche behandelt wurden, zusammengestellt. Am ersten Thementag ging’s um Grundlagen und praktische Tipps für Gartenanfänger und Neubau-Gärten. Vormittags gab’s eine Fachberatung durch Gärtnermeisterin Barbara Gerlach (im Internet zu finden unter: „Aus Lust zum Garten“) für erstmalig geschaffene aber auch für umzugestaltende Gärten. Ihr eindringlicher Rat für Ungeduldige: „Fehler kosten Geld!“ Ob unzureichende Bodenvorbereitung, zu enge Pflanzungen, zu großzügige Pflasterungen, zu weit entfernte Wasser- bzw. Stromanschlüsse oder kompletter Kahlschlag bei Umgestaltungen – viele Fehlentscheidungen könnten später gar nicht oder nur kostspielig berichtigt werden. Also besser: in Ruhe überlegen und Informationen bei Fachleuten einholen. Frau Gerlach ging in diesem Zusammenhang ausführlich auf Grundvoraussetzungen für erfolgreiches Gärtnern ein; beispielsweise sollte man bei der Pflanzung von Bäumen „nicht in Jahren, sondern in Jahrzehnten denken“. Daneben gäbe es recht simple aber oftmals unbekannte Checklisten bei der Gartenplanung: z.B. „von oben nach unten“ und „von außen nach innen“, was sie ausführlich und verständlich erläuterte. Zudem beleuchtete sie alle Facetten des effektiven Wässerns und erklärte, was Bezeichnungen wie „sonnig“, „Halbschatten“ oder „Vollschatten“ fachlich korrekt bedeuteten. Daneben gab’s Tipps für Sitzplätze, Lichtverhältnisse, Hecken („sie müssen nicht Wasserwaage sein“), mulchen oder Magerbeete. Im Anschluss an den Vortrag ging’s in ein Neubaugebiet, wo sie eindrucksvoll bewies, wie sehr Baufahrzeuge den Boden in einem potentiellen Vorgarten verdichten können.

Am Nachmittag nahm Florian Stücker, langjähriger Gärtner im Kreislehrgarten, das Thema auf und ging mit dem Motto „Wilde Wiese oder braves Beet“ auf diverse Gestaltungsmöglichkeiten ein, wobei die recht unterschiedlichen Voraussetzungen (Alter, Familien-, Gartengröße) oder Ansprüche (Farb- und Blütenvorlieben, heimische, exotische Pflanzen) der Gartenbesitzer zu berücksichtigen seien. Nicht zu vernachlässigen seien ebenfalls die Standortbedingungen für die Pflanzen, der Herbstaspekt (Struktur, Farbe), der Frühjahrsaspekt (Zwiebelgewächse) oder die erfolgreiche Unterpflanzung von Bäumen. Sein Grundtenor war: „Alles nicht so eng sehen“: wenn sich ein paar Wurzelunkräuter zwischen die Stauden geschmuggelt hätten, wüchsen die Stauden dennoch weiter – man solle nur dafür sorgen, dass die Ungeliebten nicht Überhand nehmen würden. Sein grundsätzlicher Tipp: nicht zu große Stauden pflanzen; denn kleine überstünden Trockenzeiten (Klimawandel!) besser. Wer sich bei der Pflanzenauswahl überhaupt nicht auskenne, könne Pflanzpläne aus dem Internet (z.B. www.staudenring.com oder www.diestaudengilde.de) nutzen. Nicht zu verwechseln mit den verpönten Schottergärten sei das Mulchen mit Mineralien (Kies, Sand, Schotter, Splitt oder Muschelschalen) zwischen den Pflanzen. Derart behandelte Flächen seien vor Austrocknung geschützt und könnten jederzeit betreten werden. Für den Praxisteil im Kreislehrgarten hatten die Mitarbeiter ein komplettes Beet pflanzfertig vorbereitet. Das benötigte Werkzeug war genauso vor Ort wie die 270 Pflanzen, die in Gerüst-, Leit-, Füll- und Begleitstauden unterteilt worden waren. Nun hieß es entweder traditionell mit „Schüppchen“ oder zeitsparend mit elektrischem Bohrer die Stauden gärtnerisch korrekt auf dem Beet unterzubringen. Florian Stücker stand den Pflanzern natürlich jederzeit mit Rat und Tat zur Seite. Wer nicht „Rücken“ hatte, war auf dem Beet zu finden. Anschließend wurde das fertige Beet von sämtlichen Teilnehmern aus allen Perspektiven fotografiert und nicht wenige von ihnen werden im Laufe des Jahres an den Tatort zurückkehren, um die Veränderungen zu beobachten.

Der nächste Thementag stand unter dem Motto „Grundlagen zum Boden, zur Düngung und zum Gärtnern mit torffreien Erden“. Egon Pott von der Firma Oscorna informierte am Vormittag die Seminarbesucher über „Bodenpflege und organische Düngung“. Um die Folgen von Arbeiten im Garten (umgraben, mulchen, wässern u.a.) sowie die Wirkungsweise von Düngemitteln darzulegen, musste er ein wenig in die Bodentheorie einsteigen: dafür erläuterte er Begriffe wie Bodenstruktur (z.B. Ober-, Unterboden u.a.) oder Bodenformen (Sand, Ton, Lehm u.a.) und unterstrich die Bedeutung von Humus für den Boden und daraus folgend für das Gedeihen der Pflanzen. Doch auch der pH-Wert des Bodens sei im Auge zu behalten, da er sich auf die Mineralien- und Schwermetallaufnahme auswirke. Ein Wert von 5,5 – 7 sei optimal und bei organischer Düngung immer zu erreichen; bei mineralischer Düngung (z.B. „Blaukorn“) dagegen könne der Boden eventuell einen zu niedrigen Wert bekommen.

Damit Hobbygärtner ebenfalls den pH-Wert ihres Bodens feststellen können, gibt es einfach zu bedienende pH-Tests zu kaufen. Wie man solch einen Test durchführt und das Ergebnis bewertet, zeigte Dr. Petra Bloom, Geschäftsführerin des Landesverbandes NRW, zwischendurch anhand eines praktischen Beispiels. Zum Erstaunen der Gäste erklärte sie zudem, dass 80% der Gartenböden zu viel Phosphor und 60% zu viel Kalium enthielten; diese Mineralien also nicht zusätzlich über die Düngung zugeführt werden sollten. Ihre gute Nachricht: „Jeder Boden kann durch Humus verbessert werden.“ In welchem Zustand der eigene Boden sei, solle man regelmäßig anhand einer Bodenuntersuchung (z.B. bei der LUFA NRW) bestimmen lassen. Dazu stellte sie entsprechende Formulare vor und zeigte, wie sie auszufüllen seien. Wie und wann man solch eine Bodenprobe entnimmt und welche unterschiedlichen Bodentypen es gibt, erfuhren die Teilnehmer zuerst in der Theorie im Kötterhaus und dann während des Workshops „Bodenuntersuchung leicht verständlich“ unter dem Pavillon draußen bei herrlichstem Sonnenschein, der im Übrigen diese Gartentage die komplette Zeit begleitete. Wer wollte, konnte hier bei einem praktischen Bodentest („Fingerprobe“) mitmachen, indem man die Test-Erde mit den Händen bearbeitete, sich die Farbe und die Körnung anschaute, daran roch und dann unter Anleitung von Dr. Petra Bloom beurteilte. Sie ging zudem darauf ein, wie das Ergebnis einer offiziellen Bodenprobe und die entsprechende Düngerempfehlung zu bewerten seien. Wichtig sei, dass man dabei stets die Angaben auf den Düngerpackungen beachten solle: „Augen auf beim Düngerkauf!“

Der Nachmittag gehörte Katja Arndt von der Erden-Firma Patzer mit dem Thema „Erfolgreich gärtnern mit torffreien Erden“. Was viele sicherlich nicht wussten: es ist vorgesehen, dass private Gartenbesitzer ab 2026 und Profis ab 2030 nur noch torffreie Erden benutzen sollten. Noch sind diese Änderungen mit einem Fragezeichen versehen, aber um die Moore und damit einen der großen CO2 -Speicher zu schützen, wäre diese Maßnahme mehr als sinnvoll. Katja Arndt ging daneben auf die Geschichte und die Bedeutung des Torfs im Gartenbau, die unterschiedlichen Torfsorten, die Umweltrelevanz und die Schwierigkeiten ein, die bei der Suche nach Torf-Ersatzstoffen aufträten. Da die Zusammensetzung von torffreien Erden sehr unterschiedlich sein könne, stellte sie die möglichen Bestandteile (Substratkompost, Kokosmark, Pflanzenkohle u.a.) mit ihren jeweiligen Eigenarten vor. Durch die Mischung von verschiedenen Substanzen würde die Herstellung von Gartenerden aufwändiger und Qualitätskontrollen der einzelnen Materialien wichtiger, was sich natürlich auf den Preis auswirken würde. Bei torffreien Erden sei folgendes zu beachten: möglichst frisch verwenden und nicht lange lagern, eventuell öfter gießen und bedarfsgerecht nachdüngen (Pflanzen beobachten). Achtung: Bioerde heißt nicht immer torffrei – sprich: die Packungsaufschrift sorgfältig lesen! Nach dem Vortrag im Kötterhaus ging’s wieder zum Pavillon, um die vorgestellten Ersatzstoffe nun live kennenzulernen, Wachstumsunterschiede von Lupinenpflanzen (in Torf / 50% Torf / torffreie Erde) zu sehen und die verschiedenen torffreien Produkte kennenzulernen. Dieser sehr informative Nachmittag hat sicherlich geholfen, die Vorurteile gegenüber diesen „Erden der Zukunft“ abzubauen.

Der Donnerstag, der letzte Thementag, hatte die Überschrift „Ernteglück von kleinen Flächen! Gemüseanbau für Anfänger und Auskenner“. Angelika Laumann, langjährige Gärtnerin im Kreislehrgarten, referierte am Vormittag gewohnt kurzweilig über „Ein Hoch auf die Hochbeete“. Da etliche der Seminarbesucher so ein Hochbeet zuhause haben, war das Interesse groß. Frau Laumann zählte die Beweggründe auf, bei denen an solch ein Objekt gedacht würde: als Dekoration oder Sichtschutz, bei schlechtem Boden oder um sich das Gärtnern zu erleichtern. Beachten solle man vor dem Bau, dass die Anschlüsse (Wasser, Strom) zur Verfügung stünden und dass ein bequemer Zugang möglich sei. Bei den Baumaterialien gäbe es viele Möglichkeiten: Metall, Steine (lose aufeinander oder fest vermauert) und Holz (langjährig: Lärche, Robinie, Douglasie; kurzlebig: Paletten). Sie erläuterte zudem, wie und womit das Hochbeet befüllt werden solle sowie welche Vor- und Nachteile zu beachten seien. Jetzt übernahm Gärtnermeister Klaus Krohme, seit Jahrzehnten Leiter des Kreislehrgartens, das Thema und berichtete von seinen Erfahrungen mit Hochbeeten. Er hatte die Variation mit Aufsätzen, die auf Paletten gesetzt werden, gewählt. Er plädierte dafür, vor dem Saisonbeginn Pflanzpläne zu erstellen, um die Beete optimal zu nutzen. Bei Gemüse schlug er zwei Möglichkeiten vor: die angebauten Gemüse sollten entweder schnell (z.B. Salat, Kohlrabi) oder kontinuierlich (z.B. Mangold, Zucchini) geerntet werden können; außerdem dürften die Pflanzen nicht zu hoch wachsen (Windbruch-Gefahr). Zum Schutz der angebauten Kulturen böten sich Vlies (ab April gegen Kälte) und Gemüseschutznetz (ab Mitte Mai gegen Schädlinge) sowie ein lückenlos angebrachtes Kupferband rund um den oberen Hochbeetrand (gegen Schnecken) an. Das alles zeigte er anhand von eindrucksvollen Bildern; doch nun ging’s nach draußen, wo ein Hochbeet von Angelika Laumann zusammen mit Klaus Krohme vor den Augen der interessierten Teilnehmer teilweise abgeräumt, aufgefüllt und neu bepflanzt wurde. Abschließend wurde in den benachbarten Gewächshäusern die Art und Weise erläutert, wie hier die Tomaten im Laufe des Jahres bearbeitet würden. Viele Tipps wurden verraten und jede Menge Fragen beantwortet. Freudig aufgenommen wurden auch die unzähligen Tütchen mit Samen von etlichen bekannten aber auch unbekannten Pflanzen, die im Kötterhaus für die Teilnehmer zum Mitnehmen ausgelegt worden waren.

Als die Seminarbesucher sich nach der Mittagspause mit einer Tasse Kaffee ins Kötterhaus gesetzt hatten, wurden sie von Angelika Laumann liebevoll aufgefordert, für den Workshop „Zarte Pflänzchen und junges Gemüse – Anzucht leicht gemacht“ wieder mal zum Pavillon zu kommen, um zu sehen, wie Stecklinge behandelt werden, um später erfolgreich Neupflanzen zu erhalten. Doch nicht nur sehen – jeder Seminarbesucher konnte seine eigenen Stecklinge (Mutterpflanze: Dost „Origanum vulgaris“) unter professioneller Anleitung selbst zurechtschneiden und sogar mit nach Hause nehmen. Frau Laumann zeigte auch, wie man eine in die Jahre gekommene Schnittlauchpflanze oder das „Kraut der Unsterblichkeit“ aufteilt und so mehrere Neupflanzen erhält. Zur Freude aller wurden diese frisch geteilten Pflanzen unter die Anwesenden verteilt.

Zurück zum Kötterhaus stellte Klaus Krohme „Tomaten bunt und gesund“ vor. Tomaten, ein Gemüse, das in vielfältigen Formen und Farben angebaut werden könne. Ob Busch-, Stab-, Ampel-, Johannisbeer-, Cherry-, Cocktail-, Normal- oder Fleischtomaten – ob rot, gelb, grün oder gestreift – ob dattel- oder birnenförmig, Ochsenherz- oder Romatomate, für jeden Tomaten-Liebhaber sei etwas dabei. In den Gewächshäusern des Kreislehrgartens würden rund 35 verschiedene Sorten angebaut und u.a. auf Geschmack getestet. Klaus Krohme verteilte „Hitlisten“ der Tomaten, die bei diesen Geschmackstests am besten bewertet worden waren. Eine eigene Meinung zum Geschmackserlebnis konnte sich jeder im Anschluss an diesen Vortrag bilden. Man traf sich zur Verkostung von etlichen Tomaten und Gurkensorten, die von der Firma Volmary in beheizten Gewächshäusern bereits jetzt im Frühjahr zur Reife gebracht worden waren, im Ausstellungsraum des Kreislehrgartens. Hier konnte man leibhaftig erleben, wie unterschiedlich der Geschmack der Tomaten und die Geschmäcker der Genießer sein können.

Nur satt essen, das war nicht angesagt, da bereits kurze Zeit später, um 17.00 Uhr, der gesellige Abend mit Büffet im Kötterhaus begann. Frau Dr. Petra Bloom hatte sich, trotz der anstrengenden Tage, die Zeit genommen, um den Teilnehmern anhand von erinnerungsstarken Bildern die vergangenen Tage wieder ins Gedächtnis zu rufen. Nach dem Essen saßen alle noch zusammen und sprachen über die aktuellen und zukünftigen Gartentage: was besonders interessant gewesen sei und welche Themen im nächsten Jahr auf dem Programm stehen könnten. Es wurden zudem einige Handy-Nummern ausgetauscht, um auch später in Kontakt bleiben zu können.

Der Montag und der Freitag bildeten für die 58. Steinfurter Gartentage einen Rahmen der besonderen Art: nicht der einzelne Hobbygarten mit seiner Bearbeitung, sondern der Blick weit darüber hinaus wurde in den Fokus genommen, indem regionale Projekte und Initiativen zur Nachhaltigkeit vorgestellt wurden. Doch bevor es mit diesen Themen am Montag losging, wurden die Seminarbesucher von der Steinfurter Bürgermeisterin Claudia Bögel-Hoyer, dem Landrat Dr. Martin Sommer und dem Verbandspräsidenten Carsten Reher auf’s herzlichste begrüßt. Dr. Petra Bloom stellte anschließend kurz die Teilnehmer und das Programm der Woche vor, bevor Gärtnermeister Klaus Krohme die Gruppe durch den Kreislehrgarten führte und die Besonderheiten vorstellte. Nach Abschluss dieses Einleitungs-Programmes begann der Reigen der Informationen mit der Vorstellung des Amtes für Klimaschutz und Nachhaltigkeit des Kreises Steinfurt. Zwei Mitarbeiter dieses Amtes, beide zuständig für Projektkoordinationen, legten dar, worin ihre Aufgaben bestünden. Während Carsten Rech sich Gedanken um die Anpassung an den Klimawandel mit zum Beispiel kühlenden Bäumen statt heißen Pflastersteinen sowie dezentralen Grünflächen als Versickerungshilfen bei Starkregen machte, setzte sich Dagmar Fischer-Möltgen unter anderem dafür ein, das Thema Nachhaltigkeit in den Schulen präsenter zu machen. Bei ihren Vorhaben, Schulgärten zu etablieren, war sie oftmals auf lediglich dürftiges Wissen in diesem Bereich gestoßen, was zeige, dass solche unterrichtsbegleitenden Maßnahmen nicht nur sinnvoll, sondern sogar notwendig seien. Mit Karin Pieper aus Greven stellte sich eine weitere Initiative („KlikKS“ = Klimaschutz in kleinen Kommunen und Stadtteilen) vor. Ihr Ziel sei es, das Thema Klimaschutz auch diesen kleinteiligen Bereichen näher zu bringen. Sehr engagiert erzählte sie von dem erbauten Naturerfahrungsraum, der dazu dienen solle, der Entfremdung von der Natur entgegenzuwirken. Um möglichst viele leere Stellen (Baumscheiben etc.) mit Blühpflanzen versehen zu können, hat die Initiative zudem in Greven die „Blumen-Manufaktur an der Ems“ ins Leben gerufen, die entsprechende Jungpflanzen produziert und am 31. August eingeweiht wird. Frau Anne Hartmann stellte anschließend den Gemeinschaftsgarten in Wettringen vor. Auf 3.000qm sind 50 Beetflächen beheimatet, die generationsübergreifend, interkulturell und barrierefrei Nutzern angeboten würden. 60 beteiligte Gärtner und Gärtnerinnen stünden ihnen dabei seit 2021 mit Rat und Tat zur Seite. Auf dieser Fläche fänden außerdem Workshops und diverse Events statt. Dieser Garten sei so über die Grenzen Wettringens bekannt, dass schon weitere Gemeinden angefragt hätten, die Erfahrungen des Projekts nutzen zu dürfen. Diese zu Beginn der Gartentage vorgestellten Projekte haben gezeigt, dass man sogar als einzelner Bürger durch Engagement, Durchhaltevermögen und überzeugende Argumente das Verhalten seiner Mitmenschen in Sachen Nachhaltigkeit und Naturinteresse verändern kann.

Am zweiten Rahmentag der Gartentage, also am Freitag, ging es bei der Besichtigung der Saerbecker Energiewelten ebenfalls um Nachhaltigkeit. Hier können Schulklassen in Theorie und Praxis Pflanzennutzung und Technologien der Zukunft hautnah erleben und auch selbst damit experimentieren. Die Besichtigung des Kompostwerkes der Entsorgungsgesellschaft Steinfurt, das sich ebenfalls auf dem Gelände (einem ehemaligen Munitionsdepot der Bundeswehr) befindet, brachte für viele Teilnehmer völlig neues Wissen über die Verarbeitung und Aufbereitung von Grünabfall sowie den Inhalten der Biotonnen. Wie werden die Fremdstoffe entfernt? Wie werden Samen und Keime eliminiert? Was passiert mit den groben Holzstücken, den Plastikanteilen und den sonstigen Fremdstoffen? Welche Temperaturen entstehen in den Biomüllhaufen? Was ist der Unterschied zwischen Grünkompost und Mulch? Alle diese Fragen wurden bei der Führung über das riesige Gelände eingehend und anschaulich beantwortet. Es war schon erstaunlich, dass aus dem stark verunreinigten Ausgangsmaterial am Ende durch diverse Sortierungen und ausgeklügelte Aufbereitungen ein Endprodukt herauskam, das einen Fremdstoffanteil von weniger als 1% besaß! Imposant waren auch die riesigen Solaranlagen auf den ehemaligen Bunkergebäuden, die zahlreichen Windkraftanlagen sowie die Biogasanlage, die alle gemeinsam die Energie für das Kompostwerk liefern.

Mit diesen eindrucksvollen Bildern über den geschickt genutzten Naturkreislauf, wo das Endprodukt aus dem Bioabfall der Bürger wieder den Bürgern zur Verfügung gestellt wird, endeten die 58. Steinfurter Gartentage. Eine Woche voller Informationen, entstandenen Freundschaften und (endlich) beantworteter Fragen aus dem eigenen Garten. Ausnahmslos alle Besucher des Seminars waren sich sicher: „Im nächsten Jahr sind wir wieder dabei!“

Text: Manfred Kotters, Bilder: Kirsten Kotters, Landesverband der Gartenbauvereine

Bilderrückblick
2025 Rückblick 

Artikel im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben

2025_23 Wochenblatt „Tschüss Torf“